Hansi Heldenschwein und Kastanienharald

Vorlesegeschichte

An einem sonnigen Herbsttag gehen die Kinder des Seerosen-Kindergartens mit den Erziehern spazieren. Nora, Bo und Hansi sind natürlich auch mit dabei. Am vorherigen Tag hat es geregnet. Deswegen gibt es auf ihrem Weg einige Pfützen, in welche die Kinder springen können. Dank ihrer bunten Gummistiefel werden sie nicht nass. Sie gehen durch einen Park und kommen an vielen Bäumen mit wunderschönen leuchtenden Blättern vorbei. Die einen Blätter sind rot und andere orange.

Da entdecken sie einen besonders großen Baum. „Das ist der größte Baum im ganzen Park!“, ruft Bo ganz beeindruckt. „Das ist ja ein Kastanienbaum!“, freut sich Nora. „Er ist so schön und es liegen ganz viele Kastanien auf dem Boden. Lasst uns die Kastanien einsammeln und mit in den Kindergarten nehmen!“ Schnell laufen die Kindergartenkinder los zu dem großen Kastanienbaum und fangen an zu sammeln.

 

Auf einmal bekommt Nora etwas auf den Kopf. „Aua!“, ruft sie laut. „Dir ist eine Kastanie auf den Kopf gefallen“, kichert Bo. Da bekommt er auch eine ab. „Aua!“ Plötzlich fallen ganz viele Kastanien auf die Kinder. „Aua!“ „Aua!“, ruft ein Kind nach dem anderen. „Hört auf meine Kastanien zu sammeln!“, brüllt jemand aus dem Kastanienbaum. „Das sind alles meine Kastanien! Geht weg! Ihr dürft keine haben!“

 

Sie schauen alle nach oben und sehen auf einem dicken Ast ein kleines Männchen stehen. Es hat einen langen orangenen Bart und große Ohren. Auf dem Kopf trägt es eine gelbe Pudelmütze und es hat eine grüne Latzhose an. Auf dem Rücken hat es einen kleinen Rucksack, der aussieht wie eine Kastanie. „Ich bin Kastanienharald und alle Kastanien gehören mir!“

 

„Kommt, wir gehen weiter!“, ruft Sina, „Wenn wir keine Kastanien nehmen dürfen, gehen wir lieber wo anders hin.“ Mia fängt an zu weinen, weil sie so traurig ist. So gerne hätte sie ein paar Kastanien mitgenommen. Auch die anderen Kinder sind traurig. Die Erzieher versuchen sie zu trösten, während sie weitergehen.

 

Nur ein paar Meter weiter entdecken sie einen Eichenbaum. Dort ist kein kleines Männchen, das sie verscheuchen will. Also setzen sie sich unter den Eichenbaum, sammeln ein paar Eicheln und essen Milchbrötchen.

Nora, Bo und Hansi sind jedoch zu neugierig und möchten erfahren warum das kleine Männchen so böse war. Zu dritt schleichen sie zurück zum Kastanienbaum. „Ihr schon wieder! Verschwindet!“, brüllt das wütende kleine Männchen und springt auf dem Ast herum. „Warum bist du so wütend und warum darf keiner deine Kastanien haben? Die Kinder sind alle ganz traurig wegen dir“, sagt Hansi Heldenschwein.

 

„Früher durften alle Kinder meine Kastanien sammeln!“, antwortet Kastanienharald wütend. „Aber das ist schon lange vorbei.“ „Warum ist das vorbei?“, fragt Hansi Heldenschwein. Mit verschränkten Armen beginnt Kastanienharald zu erzählen: „Früher haben die Kinder bei mir Kastanien gesammelt und ich habe ihnen dabei geholfen. Zum Dank haben sie mir aus den Kastanien immer etwas gebastelt und geschenkt. Ich habe mich immer sehr darüber gefreut. Zu der Zeit haben auf meinem Baum auch Familie Eichhörnchen und Familie Vogel gewohnt. Wir waren alle sehr gute Freunde und ich war glücklich. Doch irgendwann nahmen die Kinder meine Kastanien, aber brachten mir keine Basteleien mehr. Sie nahmen und nahmen, aber gaben mir dafür nichts mehr zurück. Da bin ich sehr traurig und irgendwann wütend geworden. Und als ich dann immer wütend war, verließen mich meine Freunde. Familie Vogel und Familie Eichhörnchen wollten nicht mehr bei mir wohnen. Seitdem bin ich allein und habe keine Freunde mehr. Jetzt soll keiner mehr meine Kastanien haben.“

 

„Das ist aber traurig“, sagt Nora leise. „Und wenn wir dir versprechen, etwas aus den Kastanien zu basteln und dir dann zu schenken? Dürfen wir dann ein paar deiner Kastanien nehmen?“, fragt Hansi Heldenschwein. „Nein!“, brüllt das kleine Männchen. „Woher soll ich wissen, dass ich euch vertrauen kann?“ „Schlag uns etwas vor womit wir dir beweisen können, dass wir es ernst meinen. Wir möchten, dass du wieder glücklich sein kannst.“, Kastanienharald denkt nach. „Ihr müsst mir drei Dinge besorgen. Wenn ihr das schafft, dürft ihr euch Kastanien mit in den Kindergarten nehmen.“ Nora, Bo und Hansi sagen sofort zu. „Als erstes möchte ich einen Apfel. Ich habe großen Hunger auf einen leckeren roten Apfel. Als zweites möchte ich eine Decke. Manchmal wird es hier oben kalt, wenn der Wind weht. Und als drittes möchte ich einen Freund. Dann kann ich wieder glücklich sein.“

 

Nora, Bo und Hansi fangen sofort an, ihm alle drei Dinge zu besorgen. „Ich habe auf dem Weg hierhin einen Apfelbaum gesehen!“, sagt Bo. Schnell laufen sie zurück zu dem Apfelbaum, den Bo gesehen hat. Schöne, rote Äpfel hängen an ihm. Bo streckt sich und pflückt einen besonders hübschen, roten Apfel. „Damit haben wir die erste Sache“, sagt Bo stolz. „Als Decke kann Kastanienharald meinen Schal nehmen!“, schlägt Nora vor. „Dann muss er nicht mehr frieren.“ „Und die dritte Sache werde ich ihm geben“, sagt Hansi Heldenschwein.

 

Zusammen gehen sie zurück zu dem großen Kastanienbaum. „Kastanienharald wir haben alle drei Sachen“, ruft Hansi Heldenschwein. Bo gibt Kastanienharald den Apfel, Nora gibt ihm ihren Schal als Decke und dann verspricht Hansi Kastanienharald: „Ich werde gerne dein Freund sein.“

 

Da schimpft Kastanienharald: „Sobald du die Kastanien hast, bist du über alle Berge. Ich habe keinen Beweis, dass du wirklich mein Freund sein wirst. Ich möchte einen Freund, der hier bei mir wohnen wird. So wie Familie Eichhörnchen und Familie Vogel das gemacht haben.“ Da sind Nora, Bo und Hansi ratlos. Hansi wohnt im Seerosen-Kindergarten. Er möchte wirklich Kastanienharalds Freund sein. Aber wohnen kann er nicht bei ihm.

 

Nachdenklich gehen die drei den Weg entlang. „Dass ihm keiner mehr etwas Gebasteltes geschenkt hat und ihm nur genommen wurde, hat ihn so enttäuscht, dass er niemandem mehr vertrauen kann“, sagt Hansi Heldenschwein traurig. Laut stöhnen die drei, weil sie nicht wissen was sie tun sollen. „Was ist denn mit euch los?“, fragt ein großer Uhu, der auf einem Baumstumpf sitzt. „Ihr seht ziemlich traurig aus.“ Da erzählen Nora, Bo und Hansi dem Uhu von dem großen Kastanienbaum und Kastanienharald. „Oh ja“, sagt der Uhu, „ich kenne Kastanienharald schon lange. Er ist immer so wütend und brüllt laut herum. Gerne würde ich in dem Kastanienbaum wohnen. Es ist der größte und schönste Baum im ganzen Park. Aber Kastanienharald wird den Baum nie verlassen. Und ich wollte ihn nie fragen, ob ich dort wohnen darf, weil er so schlecht gelaunt ist.“ „Und wenn es eine Möglichkeit für dich gäbe auf dem Baum zu wohnen?“, fragt Hansi aufgeregt. „Wenn du versuchst mit Kastanienharald befreundet zu sein und wir ihm etwas Gebasteltes bringen, wird er bestimmt wieder glücklich sein.

 

Der Uhu überlegt: „Früher als ich noch klein war, war Kastanienharald wirklich freundlich. Ich bin gerne zu ihm geflogen und habe ihn besucht. Doch die Zeiten sind lange vorbei.“ Der Uhu überlegt weiter. „Was habe ich eigentlich zu verlieren?“, fragt der Uhu laut. „Lasst es uns versuchen.“ Da freuen sich Nora, Bo und Hansi riesig. Zusammen gehen sie zum Kastanienbaum. Der Uhu fliegt ihnen hinterher und landet vor dem Baum. „Hallo Kastanienharald. Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.“ „Hallo Uhu Udo. Da hast du recht.“ „Ich würde gerne dein Freund sein und hier bei dir auf dem Baum wohnen.“ Kastanienharald ist ganz verwundert. Damit hat er nicht gerechnet: „Ich hätte nie gedacht, dass ihr alle drei Dinge für mich erfüllen könnt. Aber wenn das so ist, holt eure Freunde und nehmt euch Kastanien mit!“

 

Kastanienharald ist nun ganz aufgeregt. Nie hätte er gedacht, dass wieder jemand bei ihm auf dem Kastanienbaum wohnen möchte. Alle Kindergartenkinder sammeln Kastanien und gehen glücklich zurück zu dem Seerosen-Kindergarten. Dort basteln sie alle zusammen Uhus aus Kastanien. Als sie fertig sind, gehen Nora, Bo und Hansi mit Sina zu dem Kastanienbaum. Dort schenken sie Kastanienharald ihre selbstgebastelten Figuren. „Endlich ist alles wieder wie früher!“ freut sich Kastanienharald. Fröhlich sitzt Kastanienharald auf dem Baum. Neben ihm sitzt Uhu Udo. Auch er ist zufrieden, dass er ein neues Zuhause und einen neuen glücklichen Freund hat.

 

 

Nach diesem spannenden Abenteuer ruht sich Hansi Heldenschwein wieder auf seiner kunterbunten Ausruh-Schlummermatte aus. Neben sich hat er eine kleine Kastanienfigur stehen und freut sich, dass Kastanienharald wieder glücklich ist.

 

 

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Habt ihr schon Mal ein kleines Männchen auf einem Kastanienbaum entdeckt? Erzählt Hansi davon. Er wird sich freuen.

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