An Heiligabend wird Hansi Heldenschwein wach und nimmt einen leckeren Duft nach Zimt und Äpfeln wahr. Nora ist auch gerade aufgewacht und lächelt Hansi an. „Das ist der Duft, der für mich Weihnachten bedeutet. Der Duft nach Mamas Apfel-Zimt-Kuchen, von dem ich dir erzählt habe“, sagt Nora fröhlich zu Hansi. Hansi verbringt Weihnachten bei Nora Zuhause. Er schnuppert noch, da springt Nora bereits aus ihrem Bett und läuft in ihrem gepunkteten Schlafanzug aus ihrem Zimmer hinaus. „Komm schnell in die Küche!“, ruft Nora und läuft die Treppe hinunter.
Doch bevor Hansi es aus dem Bett geschafft hat, hört er ein lautes Poltern. Darauf folgt ein lautes Weinen und Schreien von Nora. So schnell wie er kann, rennt Hansi zu Nora die Treppe hinunter. Noras Mama ist auch schon da. Auf dem Fußboden, unten vor der Treppe, sitzt Nora und hält sich weinend den Arm. Sie ist in ihrer Eile die Treppe hinuntergefallen. Sofort fährt Noras Mama mit Nora und Hansi Heldenschwein ins Krankenhaus.
Nachdem sie in der Notaufnahme über eine langweilige Stunde gewartet haben, wird Nora von einem Arzt untersucht. Ihre Mama und Hansi dürfen dabei sein. „Du hast dir den rechten Arm gebrochen Nora“, sagt der Arzt, nachdem sie Noras Arm geröntgt haben. „Ich muss dir jetzt einen Gips anlegen, den du für sechs Wochen dran lassen musst. Ruh dich heute gut aus und schone deinen Arm.“
Dass Nora sich heute an Heiligabend gut ausruhen und den Arm schonen soll, nehmen ihre Eltern sehr ernst. Als sie wieder bei Nora Zuhause angekommen sind, möchte Nora ihrem Papa helfen, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Zusammen mit ihrem kleinen Bruder Florian hat Noras Papa bereits angefangen. „An Heiligabend schmücken wir jedes Jahr den Weihnachtsbaum!“, sagt Nora zu Hansi. „Das ist Tradition bei uns.“ „Nora, leider kannst du uns nicht schmücken helfen. Du musst dich ausruhen. Setz dich mit Hansi auf das Sofa und schaut uns zusammen zu“, sagt ihr Papa.
Etwas traurig geht sie zu ihrer Mama in die Küche. „Mama ich helfe dir beim Kochen für das Abendessen“, sagt Nora. „Hansi soll sehen wie ich die Gans würze und wie wir sie dann zusammen in den Ofen schieben. Wir schieben die Gans immer zusammen in den Ofen. Das ist Tradition bei uns.“
„Das tut mir leid meine kleine, aber du musst dich ausruhen. Setz dich mit Hansi auf den Küchenstuhl und schaut mir zusammen zu.“ „Nein, ich möchte auch was tun!“, brüllt Nora traurig und rennt schnell in ihr Zimmer.
Hansi Heldenschwein, der alles beobachtet hat, setzt sich neben Nora auf den Fußboden ihres Kinderzimmers. „Ich bin so traurig, dass ich nicht helfen kann. An Heiligabend gehört das Schmücken des Weihnachtsbaums und die Gans in den Ofen zu schieben dazu. Genauso wie es an Weihnachten schneien sollte. Aber ich habe noch keine einzige Flocke gesehen.“ Hansi Heldenschwein sieht es nicht gerne, dass Nora so traurig ist. Doch er weiß was sie wieder aufmuntern kann: „Komm wir schauen uns an was andere Kinder an anderen Orten auf der Welt an Heiligabend machen.“
„Aber wie soll das gehen?“, fragt Nora verdutzt. „Erinnerst du dich an den Moment als du nachdem wir im Krankenhaus waren sofort zu deinem Papa ins Wohnzimmer gelaufen bist?“ „Ja.“ „Da bin ich noch an der Haustür geblieben und habe Besuch bekommen. Besuch vom Weihnachtsmann. Er war gerade auf der Durchreise beim Geschenke verteilen und gab mir bereits eins. Der Weihnachtsmann sagte mir ich soll es sofort öffnen, weil ich es jetzt gebrauchen könnte. Deine und Florians Geschenke bringt er später vorbei“, sagt Hansi.
„Der Weihnachtsmann war schon hier?“, fragt Nora ganz aufgeregt. „Aber was ist das für ein Geschenk?“ „Ein Spiegel, der einem zeigen kann, was andere Kinder auf der Welt an Heiligabend machen“, antwortet Hansi Heldenschwein. „Du musst nur hineinsehen und einen Ort nennen.“ Noras Augen strahlen. Zu zweit machen sie es sich auf Noras Bett gemütlich und schauen in den Spiegel.
„In welchem Land möchtest du wissen wie Kinder Weihnachten feiern?“, fragt Hansi. „In Spanien“, sagt Nora und schon sehen sie die kleine Lucía aus Spanien. Lucía sitzt neben ihrer großen Schwester Isabella im Wohnzimmer und knabbert an einem braunen, rechteckigen Gebäck. Sie sitzen auf dem Fußboden und haben beide ein Kissen unter ihrem Po. Zusammen schauen sie sich eine Krippe an, die vor ihnen im Wohnzimmer steht.
Zu sehen sind Maria und Josef, die neben Jesus, der als Baby in einer Krippe liegt, im Stall stehen, sowie ein Ochse und ein Esel. Neben dem Stall stehen Hirten und Schafe und die drei Weisen aus dem Morgenland. „Die Kinder in Spanien haben meistens keinen Weihnachtsbaum“, sagt Hansi Heldenschwein. „Stattdessen haben sie eine Krippe in ihrem Wohnzimmer stehen.“ „Dann können sie heute auch keinen Weihnachtsbaum schmücken“, stellt Nora fest und ist erleichtert, dass sie nicht das einzige Kind auf der Welt ist, dass an Heiligabend keinen Weihnachtsbaum schmückt.
„Genau und sie sind gar nicht traurig deswegen“, sagt Hansi Heldenschwein.
„Das was Lucía da isst, nennt sich Turrón. Es ist ein Gebäck aus Mandeln, Zucker, Honig und Eiern. Diese Süßspeise hat in Spanien an Weihnachten so Tradition wie in Deutschland die Weihnachtsplätzchen oder für dich der Apfel-Zimt-Kuchen deiner Mama.“
„Jetzt irgendwo hin das ganz weit weg ist“, sagt Nora. „Na dann los nach Australien“, sagt Hansi Heldenschwein und der Spiegel zeigt ihnen Joshua. Joshua hat bloß eine Badehose an und steht am Strand. „Australien ist auf der anderen Seite der Welt“, erklärt Hansi Heldenschwein. „Dort haben die Menschen Sommer, wenn Weihnachten ist. Sie feiern oft bei über 30 Grad Heiligabend.“
Nora ist ganz erstaunt: „Dann haben sie in Australien nie Schnee an Weihnachten?“ „Nein, an Weihnachten haben sie keinen Schnee.“ Sie schauen Joshua weiter zu. Er macht ein Wettrennen mit seinem kleinen Hund am Strand. Joshua zählt laut bis drei und dann laufen sie beide über den warmen Sand ins Wasser. Dort springen sie hinein und planschen herum.
Währenddessen macht Joshuas Papa den Grill an und seine Mama begrüßt die ersten Gäste. Die Männer haben kurze Hosen und die Frauen Kleidchen an. Da es Sommer ist, macht Joshuas Familie an Heiligabend eine Grillparty am Strand.
Als nächstes wünscht sich Nora ein Land ganz in der Nähe. „Dann sehen wir uns an was Kinder in Polen an Heiligabend machen“, sagt Hansi Heldenschwein. Da sehen sie die kleine Marta. Marta hilft gerade ihrer Mutter, den Tisch für das Weihnachtsessen zu decken. In der Küche sehen Nora und Hansi Martas Mutter kochen. Sie sehen Fisch, Rotkohl, Teigtaschen und viele verschiedene Gerichte. Aber Nora entdeckt keine Weihnachtsgans im Ofen.
„Zu Heiligabend essen Polen zwölf verschiedene Gerichte. Damit gedenken sie den zwölf Aposteln Jesus. Aber eine Gans ist bei ihren Gerichten nicht dabei, da sie an Heiligabend kein Fleisch essen. Fleisch gibt es erst an den Feiertagen danach.“ Nora ist beeindruckt, dass auch Kinder, die nicht weit weg von ihr leben, ganz andere Weihnachtstraditionen haben.
„Nora, Oma und Opa sind da“, ruft ihr Papa auf einmal aus dem Wohnzimmer. Sofort machen sich Nora und Hansi auf den Weg nach unten. Nora freut sich ihre Großeltern zu sehen und zeigt ihnen stolz ihren Gips. „Bist du noch traurig mein Schatz?“, fragt Noras Mama.
„Nein“, antwortet Nora. „Wenn Lucía und Isabella an Heiligabend keinen Weihnachtsbaum schmücken, macht es nichts, wenn ich es dieses Jahr auch nicht tue. Und wenn Joshua ohne Schnee schöne Weihnachten feiern kann, dann kann ich es auch. Und wenn Marta an Heiligabend keine Gans in den Ofen schieben kann, macht es nichts, wenn ich es auch einmal nicht tue.“ Fragend schauen sich Noras Eltern, Großeltern und ihr Bruder an. Doch Nora grinst bloß Hansi Heldenschwein zu und freut sich nun Heiligabend zu feiern.
Nach einem schönen Heiligabend legt sich Hansi Heldenschwein auf seine kunterbunte Ausruh-Schlummermatte, die er aus dem Seerosen-Kindergarten mitgebracht hat. Sie liegt im Wohnzimmer vor einem Fenster. Vor seiner Schlummermatte steht eine kleine Schneekugel. Nora hat diese im Seerosen-Kindergarten gebastelt und Hansi Heldenschwein zu Weihnachten geschenkt. Während Hansi von dem tollen Weihnachtsfest träumt, schaut er zu wie es in seiner Schneekugel schneit.